Sonntag, 12. Januar 2020

Alles nur in meinem Kopf

Hallo zusammen,

in meinem allerersten Post habe ich geschrieben, dass ich hier offen und schonungslos über meinen Alltag berichten möchte.
Das hat in letzter Zeit ehrlich gesagt nicht ganz so gut geklappt und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum auf dem Blog aktuell so wenig los ist.

Ich weiß auch jetzt noch nicht, ob es eine wirklich gute Idee ist, das alles aufzuschreiben. Aber ich frage mich so oft, ob ich mit bestimmten Gedanken und Gefühlen alleine bin. Und wenn sich das andere Betroffene möglicherweise auch fragen und sich hier in irgendeiner Art und Weise wiederfinden, ist das doch was Gutes.

Heute geht es also um Gedanken, Kopfchaos und das gute alte Chemobrain. Denn - um mit etwas Positivem anzufangen - körperlich geht es mir im Moment wirklich gut. Aber psychisch ist es nicht ganz so dolle. Und ja, das ist eine Untertreibung.

Durch die bisherige Krebstherapie ist nicht nur der Tumor verschwunden, sondern auch mein komplettes Selbstbewusstsein. Im Moment bin ich eine Person, die ich nicht sein möchte. Ich bin sehr unsicher, extrem weinerlich, neidisch, eifersüchtig und bis oben hin voll mit Selbstzweifeln. Ich heule aktuell ziemlich viel, kann nicht gut alleine sein, habe aber auch Schwierigkeiten unter Mitmenschen zu sein. Dazu kommt noch, dass ich mir nichts merken und mich nicht konzentrieren kann. Nur im Überdenken bin ich richtig gut.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben von sowas wie Selbstliebe so weit entfernt gewesen zu sein.

Ich weiß, dass ich eigentlich gar keinen Grund habe neidisch oder eifersüchtig zu sein. Das findet alles nur in meinem Kopf statt. Dass ich mich zum Beispiel so hässlich fühle und dann neidisch auf alle bin, die Haare und Augenbrauen haben. Instagram ist aktuell die Hölle für mich. Natürlich weiß ich, dass Instagram nichts mit der Realität zu tun hat und, dass super viele Fotos dort richtig krass bearbeitet sind. Das beeindruckt die Stimme in meinem Kopf, die mir regelmäßig zuflüstert wie unattraktiv ich bin, aber nicht im Geringsten.
Ich habe schon ganz oft darüber nachgedacht, die App zu löschen, weil sie mich oft triggert.  Aber ich nutze sie auch zur Kommunikation mit der Krebs-Community, deswegen möchte ich Instagram wirklich gerne behalten.

Mein Umfeld hat keinerlei Erwartungen an mich und setzt mich in keinster Weise unter Druck. Und trotzdem habe ich ständig Angst, dass jemand enttäuscht von mir oder sauer auf mich sein könnte, weil ich im Moment so bin, wie ich bin. Was dann wiederum zu Verlustängsten, Eifersucht und noch mehr Heulerei führt. Es ist wirklich ein Teufelskreis.

Kommen wir nun also zur wichtigsten Frage überhaupt: Was tut man dagegen?

Nun, wenn mir das jemand von Euch beantworten könnte, wäre ich sehr dankbar. Ich weiß es nämlich nicht. Ich habe nun erstmal einen Termin bei meiner Psychoonkologin ausgemacht und hoffe, dass sie mir weiterhelfen kann. Ich gehe davon aus, denn ich glaube nicht, dass ich mit diesen Gedanken alleine bin.
Schreibt mir gerne in die Kommentare oder über Instagram, ob es Euch ähnlich geht. Wir haben über Glatzen und Nasenbluten gesprochen. Wir können uns auch über dunkle Gedanken austauschen. Lasst mich und andere wissen, ob Ihr vielleicht Tipps zum Beispiel in Form von Buchempfehlungen habt.

Ansonsten habe ich vor, mich mehr mit den Themen Selbstfindung und Selbstbewusstsein zu beschäftigen. Denn ich glaube, dass es in meinem Kopf aktuell so düster aussieht, weil ich nicht mehr weiß, wer ich eigentlich bin. Ich bin mir meiner selbst im Moment nicht bewusst.
Ich muss mich erstmal wieder finden. Das wird nicht einfach und das wird auch nicht schnell gehen. Aber mit professioneller Hilfe wird es klappen und dann wird es vielleicht sogar etwas Gutes sein.

Die Chemo hat mir gezeigt, wie stark mein Körper sein kann. Nun ist es an der Zeit herauszufinden, wie stark mein Kopf ist.

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