Donnerstag, 28. November 2019

Was bisher geschah #3 Die Chemo beginnt

Hallo zusammen,

vor meinem Aufklärungsgespräch zur Chemotherapie wusste ich im Grunde nichts über diese Art von Behandlung. Mit dem Wort „Chemo“ assoziierte ich eigentlich nur Glatze und Spucken. Zwei Dinge, die auch auf mich zukommen würden. Aber die Chemotherapie hatte ja noch so viel anderes zu bieten. Für meine Chemo-Nebenwirkungen werde ich einen gesonderten Post schreiben. Hier soll es jetzt erstmal nur um meine ersten beiden Besuche in der onkologischen Praxis gehen. 

Das erste Mal war ich zum Aufklärungsgespräch dort. Ich hatte nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus ein paar Tage zu Hause verbracht und war nach wie vor sehr positiv gestimmt. Bis jetzt war alles sehr gut gelaufen, die Prognosen waren ebenfalls sehr gut und dann würde ich jetzt eben ein bisschen Chemo machen. Das sollte für mich ja kein Problem sein. 
Spoiler: Ich bin möglicherweise etwas blauäugig an die Sache herangegangen und das eine oder andere Problem sollte noch auf mich zukommen. 

Ein Fehler den ich gemacht hatte war, alleine zu dem Aufklärungsgespräch zu gehen. Nehmt Euch zu solchen Terminen immer jemanden mit. Vier Ohren hören mehr als zwei und zwei Köpfe können sich mehr merken, als einer. Ich hatte zum Beispiel sehr schnell wieder vergessen, wieviele Zyklen ich überhaupt machen musste. 

Mein Onkologe und ich plauderten also ein bisschen über Nebenwirkungen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich meine Haare verlieren. Übelkeit könnte auf mich zukommen, ebenso wie Verdauungsstörungen. Dafür gäbe es aber entsprechende Medikamente, die ich noch bekommen würde. 
Es könnte passieren, dass ich Probleme mit der Konzentration bekommen würde. Und Taubheitsgefühle in den Fingern und Zehen könnten ebenfalls auftreten. Das nur mal als Auszug einer sehr langen Liste. Alles aber unter dem Motto „Alles kann, nichts muss“. Jede Chemotherapie ist anders und jeder Körper reagiert anders darauf. 
Ich war recht entspannt. Das bisschen Chemo würde ich doch locker wuppen. 

Zum Schluss zeigte mir mein Onkologe noch den Therapieraum, wo ich vier Tage später meine erste Chemotherapie erhalten würde. Ich erhielt außerdem den Hinweis, mir was zu essen und zu lesen einzupacken. Die erste Sitzung würde ungefähr sechs Stunden dauern. 
Ich bekam außerdem ein Rezept für eine Perücke (das ich nie eingelöst habe) und Unterlagen für die Krankenkasse, damit diese die Taxifahrten zu den Chemo-Terminen genehmigen konnte. 

Der Therapieraum. Die Sessel sind sehr bequem, lassen sich verstellen und
man kann auch die Füße hochlegen. Außerdem bekommt man bei Bedarf Decken und Kissen.

Meine erste Chemotherapie erhielt ich am 22. Juli 2019. 
Mir wurde dafür zunächst ein Zugang gelegt, damit die ganzen Medikamente über die Vene einlaufen konnten. Die Schwestern erklärten mir die Begleitmedikation (etwas gegen Übelkeit, Kortison für bessere Verträglichkeit und gegen eventuelle Allergien) und nannten mir außerdem Lebensmittel, die für die Zeit der Chemo tabu für mich waren (Granatapfel, Zitrusfrüchte, roher Fisch, rotes Fleisch). Außerdem müsse ich viel trinken, um das ganze Zeug wieder rauszuspülen. 

Erste Chemositzung

Und dann ging es los. Bei einem Zytostatikum (so nennt man die Medikamente, die im Rahmen der Chemotherapie gegeben werden) musste ich auch die Hände kühlen. Das sollte Veränderungen der Nägel vorbeugen und auch ein bisschen gegen neurologische Auffälligkeiten helfen. 

Kühlung der Hände

Nach sechs Stunden war ich tatsächlich mit allem durch und konnte wieder nach Hause. In den ersten Tagen habe ich keine großartigen Veränderungen festgestellt. Ab dem vierten Tag brach es dann plötzlich über mich herein. Mir war übel, ich konnte nicht mehr richtig essen, ich musste mich übergeben, konnte nicht schlafen und war in ständiger Unruhe. Vor allem die Unruhe in Kombination mit der Schlaflosigkeit haben mir sehr zugesetzt. Der Göttergatte hatte in der Zeit zum Glück Urlaub und hat sich so gut um mich gekümmert. Er hat sich grundsätzlich immer sehr gut um mich gekümmert, aber gerade die Anfangszeit war sehr anstrengend. 
Gegen die Unruhe half es etwas, mich drei Mal am Tag unter die kühle Dusche zu stellen und kurze Spaziergänge zu machen. Weder das eine noch das andere konnte ich aber alleine, da ich durch die Übelkeit und das Erbrechen sehr schnell abgebaut habe. 

Für mich fühlte es sich an, als wäre ich von jetzt auf gleich in der Hölle gelandet. Wie sollte ich das bloß durchstehen? Ein bisschen Chemo hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. 

Und das war dann auch der Zeitpunkt, zu dem ich das erste mal realisiert habe, dass ich wirklich krank bin. Dass ich Brustkrebs habe, eine lebensbedrohliche Krankheit. Es ist schon Ironie, dass das, was einen gesund machen soll, einen erstmal richtig krank macht. Das ist für den Kopf sehr schwierig und von jetzt auf gleich tauchen viele Sorgen und Gedanken auf. Doch darin kümmern wir uns im nächsten Post, in dem es noch mal ganz speziell um die Chemo-Nebenwirkungen gehen soll. 

Bis bald, Eure Kati 

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