Sonntag, 8. Dezember 2019

Krebsfrei bedeutet nicht gesund

Hallo zusammen,

ich befinde mich zur Zeit in einer ganz merkwürdigen Phase meiner Behandlung.
Chemotherapie und Operation liegen hinter mir. Das Ergebnis aus dem pathologischen Bericht sagt, dass keine Krebszellen mehr vorhanden sind. Bin ich damit jetzt krebsfrei?
Meine Behandlung ist noch nicht abgeschlossen. Ich bekomme die Antikörper noch etwa ein Dreivierteljahr weiter, die Bestrahlung kommt noch und die Antihormontherapie über fünf Jahre steht ebenfalls noch aus. Bin ich damit noch krebskrank?

Müsste ich mich für einen Begriff entscheiden, würde meine Wahl auf „krebskfrei“ fallen. So oder so würde ich mich aber keinesfalls als „gesund“ beschreiben und das bringt mich zum Titel dieses Posts: Krebsfrei bedeutet nicht automatisch, dass man auch gesund ist.

Ich habe immer noch mit Nebenwirkungen von der Chemotherapie zu kämpfen. Und auch die Antikörpertherapie hinterlässt Spuren. Es gibt eine ganze Reihe von Nebenwirkungen (z.B. Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Haarausfall, Verdauungsstörungen,...) und ich werde in den kommenden Wochen überprüfen können, welche von meinen Nebenwirkungen von der Chemo kommen und welche von den Antikörpern (bislang habe ich ja immer beides zusammen erhalten).

Auf die Antihormentherapie freue ich mich auch nicht gerade. Auch hier gibt es eine Vielzahl von möglichen Nebenwirkungen. Hitzewallungen, Übelkeit, Konzentrationsprobleme, depressive Verstimmungen,... um mal nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Natürlich heißt das nicht, dass ich all diese Nebenwirkungen auch bekommen muss. „Alles kann, nichts muss“, lautet auch hier das Motto. Aber ich weiß bereits, wie sich Chemo-Nebenwirkungen anfühlen. Und zu wissen, was jetzt noch auf mich zukommen kann, macht etwas mit mir. Ich kann gar nicht genau beschreiben, was es eigentlich ist. Es ist ja auch nicht so, dass es großartige Alternativen gibt. Ich werde da durch müssen und ich werde es auch schaffen. Das weiß ich.
Aber ich weiß eben auch, dass ich nicht gesund bin und es möglicherweise auch eine lange Zeit noch nicht sein werde.

Und jetzt müsste eigentlich die Stelle kommen, an der ich Euch an meinen positiven Gedanken teilhaben lasse. Denn natürlich kann man trotzdem einen ganz tollen Alltag haben und überhaupt muss man ja positiv denken,... Das ist alles richtig. Und zu diesem Schluss werde ich bestimmt auch noch kommen. Am Ende wird es auch hier darum gehen, die neue Situation anzunehmen und das Beste daraus zu machen.
Aber ganz ehrlich, im Moment bin ich einfach noch nicht so weit. Und ich möchte hier einfach ehrlich sein und auch die unbequemen Wahrheiten aussprechen.

Und die Wahrheit ist tatsächlich, dass es mir körperlich im Moment recht gut geht, aber der Kopf ist aktuell eine ziemliche Baustelle. Es gibt viel zu verarbeiten und es gibt eben auch neue Erkenntnisse. Und das krebsfrei nicht automatisch bedeutet, gesund zu sein, ist eine davon. Und für mich ist das tatsächlich etwas neues, was mich zur Zeit auch ein wenig überfordert. Weil ich es mir anders vorgestellt habe.

Findet Ihr Euch in diesen Gedanken wieder? Kann man das überhaupt nachvollziehen? Was denken Nicht-Betroffene darüber?
Schreibt es mir gerne in die Kommentare, über Instagram oder sonst wie.

Bis bald, Eure Kati

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